Mittwoch, 29. Januar 2014

Büttenredner bewerben sich für den Karneval: John Kornblum und Julian Reichelt bei Günther Jauch

Man konnte in der Günther Jauch Sendung vom 26.01.2014 seinen Ohren kaum trauen und musste sich manchmal ernsthaft fragen, ob John Kornblum und Julian Reichelt die Zuschauer wirklich für minderbemittelt halten oder sich quasi Last-Minute für den Kölsche Karneval bewerben.

Julian Reichelt, Chefredakteur der Bildzeitung, sagte doch tatsächlich, es sei verständlich, dass die USA Kanzlerin Angela Merkel abhören, weil diese schließlich in punkto Syrien andere Positionen vertrete.
- Nein, welch ein Affront von Frau Merkel! Wie kann sie denn eine andere Meinung haben. Man sollte nicht nur ihr Handy überwachen, sondern ihr sofort seitens der NSA einen 24/7-aktiven Kameramann zur Seite stellen. Seit wann darf sich die Regierungschefin eines „Partnerstaats“ eine eigene Meinung erlauben?- So eine Dreistigkeit aber auch, geradezu blasphemisch!

John Kornblum: „Deutschland braucht den Schutz der USA nötiger denn je“
- Hä??? Vor wem denn bitte? Ach so, Herr Kornblum ich verstehe schon und Sie haben natürlich Recht. Vor Saddam Husseins Leiche müssen die USA Deutschland beschützen, richtig?! Der hat sich, so verlautet es aus offiziellen Kreisen, bei seinem Intermezzo im Hades nicht nur seinen Namen in Satan Hussein geändert, sondern sich nun doch mit Massenvernichtungswaffen eingedeckt. Diesmal wird dann die ganze Chose also keine False Flag Operation mehr.

Ebenso kam immer wieder der plumpe Versuch das rhetorische Mittel der „Umkehr des Sachverhalts“ anzuwenden. Edward Snowden sei ja schließlich in Russland und Russland ist nämlich ganz, ganz böse…
Ja, die sowjetische Intervention in Afghanistan von 1979 bis 1989 war völkerrechtlich fraglich. Aber war die Rolle der USA in Panama, Nicaragua, El Salvador oder später im Irak rühmlicher? – Sicher nicht!
Ja, in russischen Straflagern herrschen menschenrechtlich katastrophale Zustände. Aber sind die Zustände in Guantanamo besser? – Sicher nicht!

Aus gutem Grund fielen die Tweets zu den beiden Herrschaften beinahe durchweg negativ aus.
Herr Kornblum, Herr Reichelt, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen. Immer wieder Rocky Balboa gegen Ivan Drago inszenieren zu wollen, funktioniert nicht!

Außerdem äußerte Reichelt wiederholt, die bloße Thematisierung der Persona Snowden sowie der NSA-Affäre würden das Transatlantische Bündnis gefährden.
- Ist denn ein „Bündnis“, in dem sog. „Partner“ nicht gleichberechtigt miteinander debattieren können und gleichberechtigte Möglichkeiten haben das „Bündnis“ zu gestalten überhaupt noch ein „Bündnis“? Und wenn ja, gefährdet nicht vielmehr eine Haltung wie Reichelt und Kornblum sie einnehmen solche „Bündnisse“?

Die versuchte Stilisierung von berechtigter und längst überfälliger Kritik zu „Antiamerikanismus“, die reißerischen Parolen ohne ansatzweise Argumente sowie die offenkundige Ablehnung jeglichen Kompromissansatzes waren Antiwerbung für Reichelt und Kornblum. Über weite Strecken hatte man den Eindruck, es handele sich bei den beiden um Sympathisanten eines totalitären Regimes.

Wer Gesprächen deutscher und amerikanischer Touristen im Sommerurlaub 2013 rund um das Mittelmeer oder im Winter auf den elsässischen Weihnachtsmärkten zum Thema Abhörskandal lauschte, stellte zumeist Einigkeit darüber fest, dass Snowden gut daran tat, die Praktiken der NSA zu enthüllen und dass diesen Einhalt geboten werden muss.

Wenn man aber Kritik an staatlichen Praktiken nicht mehr mit Argumenten zurückweisen kann, versucht man sie als eben Hass gegen ein ganzes Volk darzustellen, damit der ein oder andere Kritiker aus schlechtem Gewissen die Schnauze hält. Ganz schwacher Trick, Herr Reichelt und Herr Kornblum!
Tja ihr beiden, Repressivität fängt wohl an dem Punkt an, wo Kritik an der Obrigkeit nicht mehr erlaubt ist…