Donnerstag, 10. April 2014

Kessab, Rojava, Syriens Armenier und Kurden – Als Raniah Salloum das „Daily Beast“ in den Spiegel brachte

Bezug nehmend auf unter nachstehendem Link abrufbaren Artikel von Raniah Salloum, Auslandsredakteurin bei „Spiegel Online“, muss einiges ergänzend angemerkt werden, um diesen einordnen zu können.
"Raniah Salloum: Assads zynisches Spiel mit dem Trauma der Armenier"

Kontakte zu Washingtoner Hochschullehrer und Publizisten mit wenig Sympathie für Kurden und Armenier

Seit einiger Zeit versucht sich Salloum für einen völkerrechtlich fragwürdigen Militärschlag gegen Syrien à la „Bomben auf Belgrad“ oder einer False Flag Operation wie im Irak stark zu machen.
Wer sie googelt, stößt zunächst auf einige ihrer Syrienartikel, bevor es dann von ganz viel Kritik wimmelt.
U.a. in diesem schiitischen Forum wird einer ihrer Artikel auseinandergenommen. Die Kritikpunkte werden zumeist ironisch abgehandelt. Das geschieht aus gutem Grund, finden sich darin viele schlecht recherchierte oder fragwürdige Darstellungen.
Shia-Forum

Auch ich möchte diesen Artikel aufgreifen, da er nicht nur exemplarisch für Salloums Schaffen angesehen werden kann, sondern auch eine interessant Verbindung offenbart. Ihre Behauptung, ich zitiere wörtlich „Die PKK ist ein Verbündeter des Assad-Regimes“, ist für eine Analyse ihres Stils, ihrer Intentionen und eine später folgende Überleitung zu ihrem jüngst veröffentlichten Beitrag sehr ergiebig.

1.) Richtig wäre in Syrien von der YPG zu sprechen. Man kann davon ausgehen, dass Salloum sich darüber durchaus im Klaren ist, aber mit voller Absicht von der PKK spricht das Schreckgespenst von „bösen Terroristen“ beschwören zu können.

2.) Die kurdische YPG musste und muss sich vorwiegend gegen die von Salloum leitmotivartig in allen ihren Artikeln notorisch verharmlosten Milizen der u.a. Al Nusra und ISIS, die im August 2013 in Rojava ein verheerendes Massaker an 300 kurdischen Zivilisten begangen, zur Wehr setzen. Keinesfalls aber sind sie mit der Armee Assads verbündet oder waren es jemals.
Dazu: Frankfurter Rundschau: Kurden in Syrien - Die Frau, die Al-Kaida das Fürchten lehrt

3.) Woher der Wind weht, wird klar, als sie direkt im Anschluss Soner Çağaptay zitiert. Er ist Leiter des Turkish Research Program des Washington Institute for Near East Policy, der auch gelegentlich für die Washington Post, die Hürriyet, The Atlantic u.a. schreibt. Einen von ihm verfassten Artikel über die Lage der Kurden im Nahen Osten zu finden, in dem nicht die Worte „Terror“ und „PKK“ vorkommen, ist nahezu unmöglich. In Bezug auf die u.a. im EU-Fortschrittsbericht 2012 lobend erwähnten Reformen zur Verwendung kurdischer Sprache, die parteilichen Aktivitäten der BDP sowie Bestrebungen nach Gleichstellung kurdisch kulturellen Brauchtums, also die Realisierung von Menschrechten erster Dimension, spricht er fortwährend von kurdischem Nationalismus und unterstellt notorisch PKK-Verbindungen. Gerade in den USA, wo de facto kein Hintergrundwissen über die Geschichte staatlicher Repressionen gegenüber kurdischem Brauchtum, kurdischer Sprache, allgemein kurdischer kultureller Identität geschweige denn über die sozialistische Programmatik ihrer Freiheitsbewegung besteht, zeigt die Suggestion „Kurden=PKK=Schreckgespenst Terrorismus“ leider häufig die gewünschte Wirkung.
So ist es auch wenig verwunderlich, dass er im Zuge im US-Repräsentantenhaus eingehender Anträge zur Anerkennung des durch den vom osmanischen Reich verübten Genozid von 1912-1922, bereits am 22. Februar 2007 für die Washington Post einen Artikel mit dem Titel „Armenian Genocide Folly“ (Armenier-Völkermord-Dummheiten) verfasste.
Der offenkundig neoliberale Çağaptay geht darin ebenso wie in der Stigmatisierung der kurdischen Gleichstellung und systematischen Ausblendung von völkerrechtlich relevanten Minderheitenrechten taktisch sehr klug vor. Anstatt sich in historischer Falsifikation zu üben, spielt er die Bedeutung der Thematik bei gleichzeitiger Überhöhung der türkischen Wirtschaftsstärke herunter und betont wortwörtlich „katastrophale“ wirtschaftliche Negativauswirkurgen auf die US-Ökonomie, die er mit einer Armada von nicht überprüfbaren Zahlen gekonnt untermauert, und zeichnet Szenarien von der Schließung der türkischen US-Militärstützpunkte und daraus resultierenden Auswirkungen auf die Irakpolitik. Damit trifft er, dass muss man leider sagen, bei der einflussreichen US-Waffen-, Öl- und Schwerindustrielobby einen sensiblen Nerv.
Taktisch geht er klug vor. Moralisch jedoch ist allein schon durch die Überschrift, in der die parlamentarische Thematisierung eines der grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit des letzten Jahrhunderts als „Dummheit“ oder anders übersetzt „Narretei“, ein Hohn gegenüber völkerrechtlichen Prinzipien.
Die Botschaft seines Artikels lautet: „Kümmert Euch nicht um Menschrechte und Armenier, kümmert Euch um Cash!“ und kommt an…
Am 23. Oktober desselben Jahres legte Çağaptay auf seiner Homepage nach und stellte Verbindungen zwischen der Genozid-Debatte in den USA sowie gleichzeitigen Gefechten der türkischen Armee mit kurdischen Guerillas an der irakischen Grenze her. Dabei betonte er die Negativauswirkungen auf die US-Reputation in der Türkei sowie warnte vor Aufkündigung militärischer Kooperation in Afghanistan. Geschickt bringt er dabei den Wunsch nach Anerkennung historischer Tatsachen damit in Verbindung, was er unter Terrorismus versteht. Dabei spricht er dieselbe Klientel an wie bereits erwähnt.

Soner Çağaptay wird nicht nur in Salloums Artikeln erstaunlich häufig zitiert, auch finden sich seine Ansichten oft auf äquivalente Art und Weise wieder.
Bloß ist Deutschland nicht mit den USA gleichzusetzen. Die Lobbys, die Çağaptay in seinen Artikeln anspricht, haben lange nicht dieselbe Macht und generell besteht durch eine andere Einwanderungsstruktur, in der sich alle Ethnien und Konfessionen aus dem Nahen Osten auf geografisch engerem Raum wieder finden, eine größere Diversität an Meinungen. Damit verbunden ist auch eine gesunde Skepsis gegenüber solchen Artikeln wie den vorliegenden.


Kim Kardashian passt Raniah Salloum besser als Cher oder Serj Tankian

Bezeichnend ist zudem ihr zentraler Absatz, den sie „Die Kardashians verbreiten auf Twitter Regime-Propaganda“ nennt.
Salloum stellt hier die „#savekessab – Aktion“ in den Social Media so dar, als sei sie eine Idee und Initiative der armenischstämmigen, vereinfacht gesagt US-Hardcore-Version von Daniela Katzenberger, Kim Kardashian, dar. Wer diese Social-Media-Kampagne tatsächlich startete, ist unklar und dürfte in den Wirren des WWW auch nicht mehr recherchierbar sein. Vom Web auf die Straße kam sie jedenfalls auf Initiative armenischer Organisationen, wie z.B. der ANCA in den USA oder der CCAF in Frankreich, deren Mitglieder nicht selten Familienangehörige in Nordsyrien haben oder hatten, weil sie vor Al Nusra, ISIS und Co. geflohen sind. Teilnehmern der Aktion, die aus Sorge um ihre Verwandten und Landsleute daran teilnehmen „Regime-Propaganda“ zu unterstellen, ist nur eine von vielen haltlosen Behauptungen, die Salloum bei ihren Syrienartikeln ein ums andere Mal einstreut. Auch stimmt es nicht, wenn sie schreibt, Proteste haben nur in den USA stattgefunden. Sie fanden des Weiteren in Kanada, Australien, Armenien, Frankreich und am vergangenen Wochenende in Köln, Düsseldorf und Hamburg statt.
Unbedingt, muss erwähnt werden, dass die Überschrift dieses Absatzes ganz stark an den am 31.März vom US-Hobbyjournalisten-Boulevard-Magazin mit dem überaus seriösen Namen „The Daily Beast“ veröffentlichten Artikel „Kim Kardashian Butts Into Syria’s (Online) Civil War With #SaveKessab Campaign“, der in für die Yellow Press üblichen Weise auf Kardashian, einprügelt und dabei den selben Vorwurf äußert wie die Autorin.
Salloum hat sich offenbar darauf verlassen, dass diese Parallele in ihrem Artikel niemandem auffällt. Jedoch hat sie da ihre zahlreichen Kritiker unterschätzt. Wer Kim Kardashian fettgedruckt ins Zentrum eines politischen Artikels rückt, macht sich verdächtig.
Kim Kardashian ist ein als Skandalnudel verschrienes Lieblingsopfer der Boulevardpresse, dem ein gewisses Dumpfbackenimage anhaftet. Dass dies nicht zwangsläufig zutreffen muss, sollte uns Verona Feldbusch gelehrt haben. Jedenfalls versucht Salloum sich dieses negativ besetzte Image für ihren Suggestionsjournalismus zu Nutze zu machen. Hätte sie Kim Kardashian durch Cher oder Serj Tankian (Ex-Frontmann der Hard Roch Band System Of A Down) ersetzt, die sich ebenfalls der „#savekessab – Aktion“ angeschlossen haben, wäre das im Kopf des nicht vorgebildeten Lesers erzeugte Bild sicherlich nicht ansatzweise so negativ ausgefallen.
Salloum versucht hier die Initiative dadurch in ein schlechtes Licht zu rücken, dass eine in der Yellow Press regelmäßig als ungebildete Boulevardskandalnudel dargestellte Kim Kardashian daran teilnimmt, und dass durch das bloße Aufmerksam-Machen auf die Vertreibungen von Armeniern und Alawiten in Kessab „Regime-Propaganda“ vorliege.

Klug jedoch ist diese Taktik nicht. Vielmehr tut sich das Paradoxon auf, warum Kim Kardashian im Artikel eines politischen Nachrichtenmagazins, das als seriös wahrgenommen werden möchte, fettgedruckt erscheint und ihr mehrere Sätze gewidmet werden.



Was sie nicht weiß, spricht sie dennoch an. Was ihr nicht passt, verschweigt sie.

„Es gab keine Massaker“ lautet die Überschrift ihres nächsten Absatzes. Wenig später relativiert sie diese absolut formulierte Überschrift kaum merklich mit dem Wörtchen „offenbar“. Fakt ist also, sie weiß es nicht und äußert sich trotzdem!
Sie führt an, es habe Vertreibungen gegeben und widerspricht sich selbst, wenn sie mögliche Todesopfer einräumt, diese aber selbst Schuld seien, da sie eine Bürgerwehr gebildet hätten.

(Schwerbewaffnete Milizen nach ihrem Angriff und der Vertreibung der Einwohner von Kessab / Bild: Asbarez News)

Angemerkt sei der Fairness halber, dass es mittlerweile als gesichert gilt, dass Massaker ausblieben.

Noch einen Schritt weiter geht Salloum, als sie Bilder aus Horrorfilmen und Splattermovies zu zentralen Elementen der Kampagne erklärt. Solche Bilder waren in der Tat bei Twitter und Facebook im Umlauf, wurden aber von den Organisatoren und Verantwortlichen der seit zwei Wochen stattfindenden SaveKessab-Demonstrationen als solche identifiziert, die Poster ermahnt und ihr Zeigen und ihre Verbreitung untersagt. Die Demonstrationen verliefen rund um die Welt ruhig, um auf die Vertreibungen aufmerksam zu machen.
Zu den Demonstrationen schreibt Raniah Salloum nichts. Dass sie keine Möglichkeit zu deren Negativdarstellung sieht, spricht für deren Organisation und Professionalität.


Spekulationen um türkische Beteiligung beim Angriff

Eine Beteiligung der Türkei wird von Salloum als unklar bezeichnet, auf den Abschuss eines syrischen Kampfjets reduziert und somit als mehr oder weniger rein zufällig dargestellt.
Dass dies so nicht stehen bleiben kann, zeigen einige signifikante Passagen aus englischsprachigen Artikeln zum gleichen Thema.

Raymond Ibrahim, ägyptischer Journalist, beschreibt für das Front Page Magazine die Gefühle und Lage der Bewohner bzw. ehemaligen Bewohner von Kessab wie folgt:
„One elderly man says “We’ve been here 97 years since they slaughtered us in Turkey. These al-Qaeda ‘rebel’ groups are the grandsons of Abdul Hamid”
Wenn wir aus historischen Gründen Verständnis für die Ängste von Polen und Balten vor Russland aufbringen, dann sollten wir es auch für solche Ängste syrischer Armenier aufbringen.
Den kompletten Artikel kann man unter nachstehendem Link nachlesen
Raymond Ibrahim: Turkey's New Jihad On Christian Armenians

Zeitgleich mit den Angriffen auf Kessab berichten kurdische Nachrichtenagenturen von einer neuerlichen Offensive gegen Rojava. Hier einen kausalen Zusammenhang mit den Angriffen auf Kessab zu vermuten liegt nahe.
„The fighting began when the ISIS, which had established itself in the region between Azzaz and Aleppo last year began to pull out of the region after an ultimatum from the El Ekrad Front. ISIS fighters from Aleppo, Idlib, Hama, Homs and Latakia moved into areas around Kobanê and launched a three front attack against the canton beginning on March 8th.
The ISIS opened their assault with mortar fire against the villages of Fiyonte, Bir Ketik and Evdik to the east of Kobanê. The YPG responded to the ISIS attacks in the village of Bir Kino, where they killed 4 gang members. The same day the ISIS launched an attack on a passenger bus in which one woman and one child were killed.
Between March 8th and April 8th there was fighting every couple of days. In addition to killing over 400 ISIS members and capturing 10 more, the YPG was able to seize a large quantity of military equipment. Among the ISIS dead were fighters from Saudi Arabia, Azerbaijan, Tunisia and Egypt. Documents recovered from ISIS fighters also confirmed they were receiving support from the Saudi and Turkish governments."

Den kompletten Artikel kann man hier nachlesen:
Rojava Report: YPG Kills Over 400 ISIS Members In March
Auch YPG-nahe kurdische Quellen, die für Assads Truppen genauso wenig übrig haben wie für die Milizen der ISIS, Al Nusra und Co., gehen also von türkischem Support für jene Gruppierung ausgeht.

Was Carlo Davis schreibt in der „New Republic“ schreibt, legt weitere Indizien und Gründe für eine türkische Beteiligung offen:
“On Thursday, a video was posted on YouTube containing an alleged recording of high-ranking Turkish officials discussing a potential military intervention into Syria in defense of a tiny Turkish exclave 25 miles south of the Turkey-Syria border. In its most damning moment, Turkish intelligence chief Hakan Fidan offers to orchestrate of Gulf of Tonkin-esque false flag attack on the exclave in order to justify a response. […]Turkey has been providing light arms and training to Syrian rebel groups since at least May 2012. Its northern border with Syria has become the primary conduit through which weapons flow from Jordan, Saudi Arabia, and Qatar to opposition forces on the ground. Turkey has gradually become more and more overt in its support for the Syrian opposition. Just last week, when Syrian rebels launched an operation to seize the last government-controlled border crossing between Turkey and Syria, Turkey provided them with a de facto no-fly zone, shooting down a Syrian fighter jet sent to defend the border towns. Turkey claims the plane had violated its airspace, but it crashed in Syrian territory.”
Mit der türkischen Exklave ist das Grabmal des Großvaters des ersten osmanischen Sultans gemeint.
Zum kompletten Artikel:
Carlo Davis: The Syrian Civil War May Be About to Go Fully Regional

Dazu passend erschien diese Woche in der Berner Zeitung ein Artikel über die mögliche Verwicklung der türkischen Regierung in einen Giftgasangriff in Syrien, der 2013 stattgefunden hat. Diesen Artikel griffen u.a. Tagesspiegel und der Spiegel Online selbst weniger als 24 Stunden nach Erscheinen von Raniah Salloums Artikel, auf.
Zum Artikel:
Berner Zeitung: War Ankara in den Giftgas-Angriff verwickelt?

Den nachstehend zitierten Artikel des Politologen und Journalisten Fehim Taştekin kann ich nur empfehlen. Sein Zitat reiht sich in die bereits angeführten ein. Des Weiteren lohnt es sich den Link zum kompletten Artikel abzurufen. Dort werden u.a. die verschiedenen Milizionärgruppierungen, für die Salloum gerne wirbt ausführlich beschrieben.
“Then there are reports of Turkey’s role in the capture of Kassab. Foreign Minister Ahmet Davutoglu said, “The Kassab events did not occur at our instance.” But Titizyan, asked by Agos if they were expecting an attack, replied: “No, but they told us Erdogan had opened the way. If Erdogan had not opened the way, so many nasty men would have not have come to Kassab. These men came from Turkey."
A lot has been written about militants crossing to Kassab from Turkey. Suheib Anjarini, a writer from the Lebanese daily Al-Akhbar, relying on an opposition source, said that more than 1,000 fighters trained in Jordan were brought over from Marka airport to Hatay for the Kassab operation.
And we are constantly told that the FSA was being very careful and compassionate. Although apart from the Bayirbucak Turkmen Brigade there was no FSA involvement in Operation Anfal, they are trying to make Kassab's capture acceptable by nonstop reporting that it was done by the FSA. Smart!
We should give up trying to write a saga of hospitality from this Armenian nightmare.”

Zum Artikel:
Fehim Taştekin: Turkey realizes its blunder in Kassab operation

Wie bereits von Taştekin erwähnt, melden türkische Medien wie AGOS oder Oda TV zudem unter Berufung auf Interviews mit aus Kessab geflohenen Armeniern und Alawiten, dass die Angreifer, als sie in ihre Häuser eindrangen, sowohl Arabisch als auch Türkisch gesprochen hätten.
Die Indizien, aus diesen miteinander nicht in Zusammenhang stehenden Quellen sprechen klar gegen Salloums Annahme.


Wer im Glashaus sitzt...

Am Ende ihres Absatzes "Massaker gab es nicht" drückt Salloum aus, dass armenische Verbände ihren Protest nicht öffentlich zu machen hätten, weil anderswo in Syrien auch Kriegsleiden stattfänden, für die im Ausland nicht mobilisiert werden könne. Dass es gerade die christlichen Minderheiten und die Kurden Nordsyriens sind, die in den westlichen Televisionsmedien totgeschwiegen werden und sie nur durch Aktionen wie die SaveKessab-Demonstrationen überhaupt Beachtung finden können, erwähnt sie nicht.
Bezeichnenderweise ist sie es außerdem selbst, die gerne als ein Hauptsprachrohr der Organisation „Adopt a Revolution“ fungiert. Alles ihre Publikationen zu Syrien finden sich auf der Webseite der Organisation, die hauptsächlich gegründet wurde um Spenden für die von Fehim Taştekin näher benannten und charakterisierten Gruppierungen zu sammeln. Die Terminologie „Anti-Assad-Aktivisten“, die sowohl Salloum als auch „Adopt a Revolution“ verwenden, kann nach Lektüre des Al-Monitor Beitrags nur als Euphemismus gedeutet werden. Dieser Organisation gehören auch einige prominente Politiker wie Claudia Roth oder Andrea Nahles an. Prominente Fürsprecher hätte sie also auf den ersten Blick schon. Die Organisation steht jedoch in der Kritik, seitdem sie Ende 2012 unter anderem auch durch Salloum geäußert immer lauter ein militärisches Eingreifen sowie eine Ausweitung der Waffenlieferungen an die bereits angesprochenen Gruppierungen forderte. Damals kehrte unter Anderem Konstantin Wecker ihr öffentlich den Rücken.
Ausgerechnet ein Recht auf Aktivismus und politisches Engagement, wie sie es selbst bei "Adopt a Revolution" ausübt, missgönnt Raniah Salloum offenbar den armenischen Verbänden.

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